Leningrad unter deutscher Besatzung
Bis zum Jahre 1941 hatte sich der Verkehr wieder normalisiert, und das Netz war enorm gewachsen. Auf den 700 km Straßenbahngleisen verkehrten täglich bis zu 1835 Wagen. Es wurden 12.000.000 Fahrgäste befördert. Der Betrieb verfügte über 9 Depots und es waren 22.000 Menschen angestellt.
Am 8. September 1941 begann für Leningrad, wie die Stadt seit 1924 hieß, die Katastrophe. Die faschistische Armee hatte ihren Belagerungsring geschlossen. Das hieß, dass die Stadt von allen Versorgungswegen abgeschnitten war. Für den Straßenbahnverkehr hatte dies von Anfang an Konsequenzen. So lag zum Beispiel die Endhaltestelle in weit hinter der Frontlinie, und war abgeschnitten vom restlichen Netz. Sofort mit der Belagerung, begann auch die systematische Bombardierung der Stadt. Alle Schulen, Krankenhäuser und Versorgungseinrichtungen sollten zerstört werden. So auch die Straßenbahn. Während der Blockade erhielten die Anlagen und Fahrzeuge der Straßenbahn 1.050 Volltreffer. Am 8. Dezember 1941 musste der Straßenbahnverkehr wegen fehlender Stromversorgung eingestellt werden.
Am 15. April 1942, während die Belagerung weiter andauerte, konnte aus dem Depot auf der Wailjewskij-Insel der erste Personenwagen wieder ausrücken. Unter Tränen begrüßten die Einwohner der eingeschlossenen Stadt dieses Zeichen der Hoffnung. Auch mit der Reparatur der Gleise wurde begonnen. Es gab Baubrigaden, die durch die Stadt fuhren, um Schäden auszubessern. Bis zum Jahre 1943 konnten insgesamt 13 Linien wieder in Gang gebracht werden. Der Straßenbahnverkehr wurde während der fast 900tägigen Blockade der Stadt nie wieder eingestellt.
Als der Blockadering am 27. Januar 1944 endlich durchbrochen wurde, hatten über 1 Millionen Einwohner der Stadt ihr Leben durch Hunger und Bombenangriffe verloren. Der Straßenbahnbetrieb war schwer geprüft. Der Waggonbaubetrieb, das Kotljakow- (Nr.9) und das Kirow-Depot (Nr.8) waren völlig zerstört. Auch das Leonow- Depot (Nr.2) war verwüstet und 500 km Oberleitung zerstört. 150 Wagen hatte der betrieb gänzlich verloren und weitere 1.065 waren nicht mehr einsatzfähig.
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