Vielfalt auf Schienen
Der Wagenpark der St. Petersburger Straßenbahn
Sankt-Petersburg stellt mit seiner hauseigenen Waggonfabrik (PTMS - Peterburgskij tramwajny- mechanitscheskij savod - Petersburger straßenbahn-mechanische Werke) ein Unikum nicht nur bei den russischen Straßenbahnbetrieben dar. Seit der Betriebsaufnahme des Werkes 1934, werden fast alle beschafften Trieb-, Bei- und Arbeitswagen beim PTMS eingekauft.
Die Leningrader / Petersburger Straßenbahn war damit immer unabhängig von Lieferungen der anderen Waggonbaufirmen. Nur wenige Wagen anderer Hersteller kamen in der 95jährigen Geschichte der Sankt-Petersburger Straßenbahn zum Einsatz, so die Fahrzeuge die vor 1934 beschafft wurden und die 212 Wagen vom Typ KTM-5, welche von 1982 bis 1984 aus Ust-Kataw geliefert wurden.
In den letzten Jahren hat es im recht vielfältigen Wagenpark erhebliche Veränderungen gegeben. Heute sind noch rund 800 Fahrzeuge im Einsatz. Die größte Gruppe stellen die LWS-86 dar, von denen etwas mehr als 400 Wagen vorhanden sind. Inzwischen sind die verschiedenen Modifikationen der LM-99 die zweitgrößte Gruppe. Die seit 1999 produzierten Wagen (ca. 190 Stück) haben die KTM-5 komplett und auch die meisten LM-68M verdrängt. Weiterhin eingesetzt werden Wagen der Typen LWS-97 und die niederflurigen LWS-2005 und LWS-2008. Nicht mehr im Einsatz sind der LWS-89 und der LWS-93. Seit 2006 sind mehr als 400 Wagen ersatzlos verschrottet worden und Traktionen sind selten geworden.
Zweifelhafte Qualität
Während die Produkte der Straßenbahnfabrik in Leningrad zwar nicht immer auf dem letzten Stand der Technik waren, so galten sie doch als sehr robust. Noch bis in die ersten Jahre unseres Jahrtausends standen Dutzende Wagen aus den 20er Jahren als Arbeitswagen im Einsatz und ein Blick in den Museumswagenpark macht die Unterschiede deutlich, die es vor allem in der Verarbeitung gibt. Schon die LM-68M hingen ihren Kollegen in Osteuropa weit hinterher. Während CKD in Prag mit dem KT4D experimentierte, haben diese Wagen noch nicht einmal eine Heizung. Zwischen dem Schließen einer Falttür eines Tatrawagens und dem ungebremsten Zuknallen der “Bretter” eines LM-68M liegen Welten. Als katastrophal ist allerdings zu bezeichnen, was die Fabrik in den letzten Jahren produzierte. Die Qualität der LM-99 ist derart schrecklich, dass zahlreiche Betriebe von einem Kauf Abstand genommen haben oder aus den Verträgen wieder ausgestiegen sind. Einzig St. Ptersburg muss die Wagen wohl aus poltischem Kalkül abnehmen. Die Fabrik krankt noch immer an den Problemen, die heute charakteristisch sind für die ganze russische Wirtschaft. Die Qualität der Zulieferungen ist bereits so schlecht, dass auch das Endprodukt nicht besser sein kann. Noch immer wird in alten Werkhallen produziert, an Maschinen, die schon die Wagen der 70er Jahre gebaut haben. Hinter der Plastefassade der neuen Tramwagen steckt noch immer Technik aus den 70er und 80er Jahren - ja noch schlimmer, die LM-99 können noch nicht einmal gekuppelt werden. Bleibt zu hoffen, dass die LWS-2005 sich als besser erweisen.
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